15 Dez

Runenübung

Runenübungen nach Spießberger

Runen die ältesten Schriftzeichen, Energiestrahler und Bilder für feste Begriffe (40 000 Jahre alt) sind nach Guido von List die Ursymbole für alle später entstandenen Schriftzeichen und Sprachen in Europa, Asien, Afrika und Amerika. Die heute in China und Japan geübten Meditationen aus den Veden und Upanischaden (8 000 Jahre alt) sind verfeinerte und auf die jeweiligen Sitten veränderte und angepasste Runen Übungen.

Der Text zu diesen Übungen ist besser lesbar auch auf der Seite Runen abgedruckt.

DIE RUNEN ALS KRAFTTRÄGER

Aus  „Kleine Runenkunde“   von Edmund Weber                                       Forsite Verlag 1941/2017

Die Germanen hatten ein anderes Weltgefühl als das, welches ihnen später durch das Christentum eingeimpft wurde. Sie waren ein Volk von Bauern und als solche naturnahe Menschen. Im sprudelnden Quell und im strömenden Fluß, im schwankenden Busch und im rauschenden Baum, im brandenden Meer und selbst im starren Fels spürten sie Kräfte, die ihnen teils freundlich und hilfreich, teils tückisch und feindselig gegenüberstanden. Danach schieden sie sie in „holde“ und „unholde“ Mächte. Für sie war das All in seinen sämtlichen Erscheinungsformen beseelt. Ein Nachhall dieser Beseelung ist es, wenn im deutschen Landvolk mancher Gegenden sich bis in die Neuzeit der Brauch erhalten hat, den Tod des Hofbauern dem Vieh im Stalle und den Obstbäumen im Garten mitzuteilen. Im nordischen Schrifttum tritt dieser germanische Wesenszug in der Baldursage in Erscheinung: die besorgte Mutter nimmt alle Wesen, auch die Metalle und Steine, in Eid, ihrem Sohn nicht zu schaden. Was Seele und daher Empfindung hat, ist durch Wort, Gebärde und Zeichen beeinflußbar. Von der Macht des richtig gewählten Wortes ist der Wiederaufstieg des deutschen Volkes aus seiner tiefsten Erniedrigung und Ohnmacht seit 1919 eine überzeugende Veranschaulichung. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn die alten Germanen von einer besonderen Wirksamkeit der Vereinigung von Wort, Gebärde und Zeichen durchdrungen waren. Dieser Dreiklang ist auch greifbar in dem Bericht des Tacitus über den Loswurf. Treffend ist dazu  folgende Äusserung: „Das Wort verrauscht und die Handlung wird vergessen; nur mühsam vermag dann der Volkskundler aus dem Volksbrauch den uralten Kern herauszuschälen, während die Runen uns noch unverändert durch viele Jahrhunderte von den Sorgen und Nöten der germanischen Vorfahren melden.“ Diese nordische Auffassung klingt auch wieder in der deutschen Redensart: „einem etwas bescheren“. Denn ihr Ursinn war: einem durch das Schneiden von Runen etwas beschaffen oder antun. Einen anschaulichen Vorfall dieser Art Runengebrauches berichtet die Egilssage.

Der als Skalde und Wiking berühmte isländische Großbauer Egil mußte vor König Erich Blutaxt und seiner Gemahlin aus Norwegen weichen. Da stellte er eine Haselstaude in die Spalte einer Felsenspitze, die weit in das Land hinausschaute, steckte ein Pferdehaupt oben auf die Stange und tat den Fehdespruch: „Hier stelle ich auf die Neidstange und wende diese Beschimpfung gegen König Erich und die Königin Gunhild.“ Dann kehrte er auch den Pferdeschädel in das Land hin und ritzte noch Runen auf die Stange, um die Vertreibung des Königspaares aus dem Lande zu bewirken. Von eben diesem Egil wird erzählt, er sei auf seiner Wermlandfahrt zu einem Bauern gekommen und habe dessen Tochter schwerkrank angetroffen.

Er ahnte unholde Einflüsse und entdeckte denn auch auf dem Lager des Mädchens ein Fischbein, auf dem Runen geritzt waren. Der sie geschnitten, ein Bauernsohn aus der Nachbarschaft, hatte die Kunst nicht verstanden und statt Liebesrunen, wie er wollte, Siechrunen geritzt. Egil schabte die Runen ab, hob so ihre schädlichen „Wirkungen auf und ritzte Heilrunen ein, wonach die Kranke sich gleich viel wohler fühlte. Egil äußerte dazu die Warnung:                „Niemand solle Runen ritzen, wenn ihm ihre Bedeutung nicht klar sei.“            In dieser Auffassung sind die Runen machtgeladene Zeichen, deren Besitz Wunderkräfte verleiht. Wer eine bestimmte Rune hat, ist gegen gewisse Gefahren gefeit oder zu gewissen Leistungen befähigt. Damit erscheinen die Runen als ein Machtmittel in der Hand des Runenkundigen. Das lehrt u. a. auch deutlich das Eddalied „Skimirs Fahrt“, in dem Skirnir für seinen Herrn Freyr um die schöne Riesentochter Gerda wirbt. Da das stolze Mädchen sich spröde verhält, bedrängt sie der Werber mit den schlimmsten Schrecknissen und ruft ihr schließlich zu:

Einen Thurs schneid‘ ich dir und drei Stäbe: Argheit, Unmut, Ungeduld.

Auf diese letzte Drohung hin willigt die spröde Maid endlich darein, sich Freyr zu ergeben. So offenbart das Gedicht, welch unheimliche Macht den Runen im frühen Mittelalter zugetraut worden ist. Der Glaube an die Macht der Runen, Liebeszwang zu üben, hat sich in den Nordlanden bis in die Neuzeit erhalten, wie manche nordische Lieder bezeugen.  Diese Seite des Runenwesens hat auch in unseren Tagen für nicht wenige Gemüter eine besondere Anziehungskraft, weil sie der Einbildungskraft einen viel weiteren Spielraum gewährt als die Verwendung des Futharks zu Schreibzwecken. In dem Lied von der Walküre Sigrdrifa sagt diese zu ihrem Erwecker Sigurd (Siegfried):

Siegrunen schneide, wenn du Sieg willst haben! Grabe sie auf des Schwertes Griff, auf die Seiten einige, andere auf das Stichblatt Und nenne zweimal Tyr“! Kenne  Zählrunen, daß des anderen Frau Dich nicht trüge, wenn du traust! Auf das Horn ritze sie und auf den Rücken der Hand  Und mal‘ ein „Not“ auf den Nagel.

Diese Anweisungen lassen deutlich die Dreiheit von Handlung, Wort und Rune erkennen. Offensichtlich sind in den angeführten Eddastellen drei Runennamen genannt: Thurs, Not, Tyr. Auf englischem Gebiet sind angelsächsische Runenringe zutage gekommen mit der Inschrift:

„Bevor Übel dich befalle, zahle den Zoll des Ringes!“

Es handelt sich offenbar um Ringe, die in die Erde oder ins Meer versenkt wurden, um durch diese vorbeugende Gabe an die holden oder unholden Mächte Unheil fernzuhalten. Von Funden aus deutschem Boden gehört in diesen Zusammenhang der Goldring von Körlin (Kr. Kolberg), der sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte zu Berlin befindet. Er weist zehn dreieckige Felder auf, von denen acht eine gewöhnliche Verzierung, das neunte ein Hakenkreuz und das zehnte eine gemeingermanische Runeninschrift trägt: unten linksläufig das in zahlreichen nordischen Inschriften vorkommende Wort alu und darüber eine Binderune aus dem gestülpten a- und dem I-Buchstaben. Die Sturzrune dürfte auf eine bannende Absicht deuten und die Binderune stellt möglicherweise zugleich eine Geheirnrune dar. Nimmt man nämlich den Kennstab des L zugleich als Hinweis auf das erste „Geschlecht“ der Runenreihe und die zwei Kennstriche des A als einen Hinweis auf die zweite Rune dieses Geschlechtes, so findet man die U- Rune. So betrachtet, würde das Ganze abermals alu ergeben. Diese kunstvolle Verschlüsselung des Abwehrwortes alu mag als ein Musterbeispiel für die Art dienen, wie man in jenen Jahrhunderten Sicherungen des Ringträgers glaubte schaffen zu können. Das Wort alu – Schutz hängt vielleicht mit einem angelsächsischen Zeitwort zusammen, das „schützen“ oder „schirmen“ bedeutet. Es könnte aber auch sein, daß jeder der drei Buchstaben einen Runennamen vertritt, also „Anse (Ase)“, „Lache“ oder „Lauch“ (heilkräftige Pflanze) und Ur“, da ja jeder Rune ein fördernder oder hemmender Begriffsinhalt zugehört. Ein anderes urnordisches Formelwort bannender Art dürfte lathu sein mit dem Sinn von „Ladung“, “ Einladung“, also „Beschwörung“. Eine andere Art der schirmenden Runenkunstgriffe weisen die silberne Scheibenfibel von Bülach aus dem Beginn des siebenten Jahrhunderts und das beinerne Kammgehäuse von Ferwerd im holländischen Friesland aus der Zeit der Merwinge auf. Bei der ersteren ist in dem Namen Frifridil die f Rune so geritzt, daß die Kennstäbe nach links starren statt nach rechts, also eine Wenderune dasteht; die Beistriche am Anfang und am Ende des Namens wirken wie die zugespitzten Äste eines Verhackes, sozusagen wie spanische Reiter. Auf dem Kammgehäuse ist das Bild durch die Runen t und ä, das rechtsläufig gegeben ist, ähnlich. Im neunzehnten Jahrhundert nahm man vielfach an, daß die Futharkdenkmäler wie der Anhänger von Vadstena und die Spange von Charnak gearbeitet worden seien, um den Besitzern als Gedächtnisstütze, gewissermaßen zu Schreibunterrichtszwecken zu dienen. Aber davon ist man abgekommen, seit 1903 die Futharkinschrift auf dem Stein von Kylver  veröffentllicht worden war. Die Platte mit der Buchstabenreihe hatte im Innern des Grabes gelegen, war also nicht für die Augen der Lebenden bestimmt gewesen. Der norwegische Gelehrte M. Olsen gab die seitdem maßgehend gewordene Erklärung, das Futhark auf solchen Denkmälern habe nicht zu Lehr- und Lernzwecken gedient, sondern es sei auf die Ballung sämtlicher in den Runen steckenden wirksamen Kräfte abgesehen gewesen.

 

Begriffsgeltungen für das gemeingermanische Futhark

  1. f Vieh, Habe, Besitz (Hausgetier)
  2. u Urstier = Auerochse (Jagdwild)
  3. th ffiurse = Riese (lebensfeindliche Macht)
  4. a Ans = Ase (hilfreicher Freundgott)
  5. r Ritt oder Wagen (Reise, Fortbewegung, Wanderung)
  6. k Kienspan oder -fackel (häusliches Leben)
  7. g Gabe (freudige Überraschung?)
  8. w Wonne oder Weide (gesicherte Nahrung)
  9. h Hagel (jähes Verderben; Fern- und Nahkampf)
  10. n Not (leidiger Zwang jeder Art)
  11. i Eis (tückisches Verderben, Tod)
  12. j Jahr (Zeitenlauf, Jahressegen als gute Ernte)
  13. e Eibe (immergrüner Baum, Sieg des Lebens)
  14. p ? (nur im altenglischen Runenlied als“ peorth“ erhalten.

Der Sinn ist noch nicht ermittelt. Vielleicht Zeugungskraft.)

  1. z Elch (Abwehrkraft gegen Feinde)
  2. s Sonne (siegende Kraft)
  3. t Tiw = Ziu (Himmels- und Kriegsgott)
  4. b Birke, Birkenreis (junges, sprießendes Leben)
  5. e Roß (heiliges Her, Künder göttlichen Willens)
  6. m Mann, Mensch (Gemeinschaft)
  7. I Lache, Wasser (Lebens grundstoff?)
  8. ng Ing (Fruchtbarkeit)
  9. 0 Odal (Erbgut, Heimat)
  10. d Tag (lebenweckendes Licht).